Theano (6. Jahrhundert v.u.Z)

Bedeutende Naturwissenschaftlerinnen

Theano

BM BWFT

Theano (6. Jahrhundert v.u.Z)

Theano, eine griechische Philosophin, Mathematikerin und Medizinerin, war Mitglied im Bund der 'Pythagoreer'. Sie übernahm die Leitung dieser Gruppe als Nachfolgerin von Pythagoras, der diesen mystischen Bund 525 v.u.Z. in Unteritalien gegründet hatte. Über das Verhältnis, in dem Theano zu Pythagoras gestanden hat, gibt es unterschiedliche Vermutungen. Am häufigsten wird er als ihr Mann oder ihr Vater bezeichnet. Diese Unklarheit ist auch darauf zurückzuführen, daß Geheimhaltung eine wesentliche Sektenregel der Pythagoreer war. Ebenso schwierig ist es deshalb, die Urheberschaft der Erkenntnisse, die sie vor allem auf den Gebieten Philosophie, Astronomie, Mathematik und Medizin gewonnen hatten, einzelnen Mitgliedern der Gruppe zuzuordnen. Obwohl in der Gruppe Frauen und Männer gemeinsam forschten und neue Erkenntnisse gewannen, wurde vieles vereinfachend Pythagoras zugeschrieben.

Für verschiedene Schriften gilt Theano als Autorin, eine individuelle Urheberschaft kann jedoch aus den schon erwähnten Gründen nicht gesichert festgestellt werden.

Die Forschungen der Pythagoreerinnen standen unter der Prämisse, die göttliche Vollkommenheit in den Abläufen der Natur zu entdecken . und sichtbar zu machen. Auch die Menschen sollten sich mit ihren inneren Haltungen und äußeren Verhaltensweisen in die Harmonie des Kosmos einfügen. Am bekanntesten sind ihre Erkenntnisse zur Geometrie, die von ihnen als rein abstrakte Wissenschaft von allgemeinen Sätzen ohne unmittelbaren Anwendungsbezug aufgefaßt wurde. Vermutlich entwickelten sie den 'Satz des Pythagoras' neu, dessen Inhalt schon die Babylonier kannten.

Die griechischen WissenschaftlerInnen befaßten sich mehr mit Geometrie als mit Arithmetik. Ein Grund dafür bestand vermutlich darin, daß sie zwar das Dezimalsystem, aber weder die Null noch das Stellenwertsystem kannten, so daß Rechnen langwierig und unübersichtiich war. Die Pythagoreerinnen untersuchten und erkannten viele Zahlenverhältnisse in der sie umgebenden Welt, z.B. die genau bestimmte Beziehung,der Längen von Saiten zu Tonhöhen und zur Harmonie bzw. Disharmonie von Tönen. Mit ihren Untersuchungen konnten sie zugleich zur Verbesserung von Maß- und Gewichtseinheiten beitragen.

Zahlen wurden mystische Bedeutungen zugeordnet, z.B. stand 2 für weiblich, 3 für männlich, 4 für Gerechtigkeit und 10 für die Harmonie des Kosmos. Auch wir ordnen Zahlen noch bestimmte Symbolwerte zu.

Im Weltbild der Pythagoreer wurde die Erde als Planet gesehen und die Bewegungen in der Fixsternsphäre auf die Bewegungen der Erde zurückgeführt. Die beobachtbaren Himmelskörper betrachteten sie als Götter. Heute noch sind die Planeten nach griechischen und römischen Göttinnen und Göttern benannt: Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn etc. Da nur Kreisfiguren als göttlich vollkommen galten, wurde davon ausgegangen, daß sich die Planeten auf Kreisbahnen mit gleichmäßiger Geschwindigkeit bewegen. in der antiken Astronomie wurde es deshalb als eine Hauptaufgabe angesehen, die komplizierten Bewegungen der Planeten zu deuten und aus Kreisbahnen zusammenzusetzen. Diese Annahmen führten dazu, daß unter anderem ein Weltbild konstruiert wurde, nach dem der Kosmos aus 10 Kugelschalen besteht, die um das ewige, unsichtbare Zentralfeuer (nicht identisch mit der Sonne) kreisen. Von außen nach innen waren die Schalen besetzt mit den Fixsternen, Saturn, Jupiter, Mars, Merkur, Venus, Sonne, Mond und Erde. Die zehnte Schale, die notwendig war, um die vollendete Harmonie des Kosmos in der heiligen Zahl 10 zu erreichen, wurde mit der sogenannten Gegenerde besetzt.

Literatur und Bearbeitung
Autor (Text):
Quelle:	Lit:(1) S 14
Literatur:	(1) Heymann, Dagmar; Moser, Angelika; Sandner, Agnes: Bedeutende Naturwissenschaftlerinnen. © FIT Frauen in der Technik e.V., Schloßgartenstraße 45, D-64 289 Darmstadt (in 1) Alic 1991, Große Frauen 1987, Kien 1986, Ogilvie 1986, Rullmann 1994
Bearbeitung (www):	Julia Häusler